- Ökonomie ist Menschenwerk
- Nachhaltigkeit
- Gibt es unbegrenzt Geld?
- Schulden
- Ökologische Nachhaltigkeit
- Migrationsdruck
- Was also ist zu tun?
Ökonomie ist Menschenwerk
Die Naturgesetze lassen sich durch Menschen nicht verändern. Wir müssen versuchen, sie zu erkennen, mit ihnen zu leben und sie in unserem Sinne zu nutzen. Anders als viele denken beruht unser Wirtschaftssystem aber keineswegs auf naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten – wohl aber auf mathematischen. Es wurde von Menschen geschaffen und wird durch sie geformt.
Grundlegender Gedanke ist sicher, dass Menschen, die arbeiten und Werte schaffen, beispielsweise ein Haus bauen, daran ein Eigentum erwerben – und dieses Eigentum ihren Nachfahren auch vererben können.
Ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung des Wirtschaftssystems, das wir kennen, war die Einführung von Geld. Das ist sehr lange her – vermutlich 3000 bis 4000 Jahre, je nach Betrachtungsweise. Das vereinfachte den Handel mit den unterschiedlichsten Waren, und es eröffnete die Möglichkeit zu einer Aktivität, die vorher so nicht vorstellbar: Das Leihen und Verleihen von Geld. Dabei ist es naheliegend, dass derjenige, der Geld verleiht, dieses später nicht nur in voller Höhe zurück erhält, sondern auch noch etwas mehr, denn sonst gäbe es für ihn ja wenig Anreiz, das Darlehen überhaupt zu geben.
So weit so gut. Dennoch verrate ich sicher kein Geheimnis, wenn ich anmerke, dass es wenige Fragen im menschlichen Miteinander gibt, bei dem so gravierende Konflikte auftreten können wie bei der Rückzahlung von Darlehen.
Nachhaltigkeit
In den bisher skizzierten Grundzügen ist unser Wirtschaftssystem nicht besonders schwierig zu verstehen – was sicher wesentlich dazu beigetragen hat, dass es sich inzwischen weltweit durchgesetzt hat. Aber ist es eigentlich ökonomisch nachhaltig? Kann so ein System dauerhaft existieren? Damit soll ausdrücklich nicht das Problem angesprochen werden, dass menschliches Handeln unter den gegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf ökologische und soziale Aspekte nicht nachhaltig ist. Es geht zunächst um die rein ökonomische Nachhaltigkeit.
Ein selten hinterfragter Grundkonsens in unserer Gesellschaft geht davon aus, dass es erstrebenswert ist, ein Vermögen anzusparen, und dass dieses – wenn man es vernünftig anlegt – langfristig wächst. Damit ist konkret ein reales und prozentuales Wachstum gemeint, also eine Zunahme, die auch nach Berücksichtigung der Inflation festzustellen ist, und die in absoluten Zahlen für große Vermögen höher ausfällt als für kleine. Anders ausgedrückt: Es wird erwartet, dass Vermögen exponentiell wachsen. Sie sind auch nicht an einzelne Menschen gebunden, sondern können vererbt oder verschenkt werden. Die einzelnen Vermögen und die Summe der existierenden Vermögen werden also immer schneller immer größer.
Ich habe im Vorangehenden ausgeführt, dass sich unser Wirtschaftssystem über einen sehr langen Zeitraum entwickelt hat. Es stellt sich dann natürlich die Frage, weshalb die Vermögensunterschiede zwischen Menschen nicht noch größer sind, als wir sie tatsächlich beobachten, und weshalb die großen Vermögen aus der Geschichte – das von Krösus, Crassus, der Familie Fugger und dergleichen – heute offenbar verschwunden sind. Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten: Es gab immer wieder große Umwälzungen, Katastrophen, Revolutionen, Kriege, die Vermögensunterschiede eingeebnet haben.
Solche gravierenden Umwälzungen haben wir in Deutschland und in einem großen Teil der Welt – glücklicherweise – seit Jahrzehnten nicht erlebt. Eine Folge ist aber eben, dass sich große und immer schneller ansteigende Vermögensunterschiede entwickelt haben. Einige Ökonomen wie etwa Thomas Piketty haben das auch in relativ aufwendigen Untersuchungen belegt.
Gibt es unbegrenzt Geld?
Große Vermögensunterschiede sind dann weniger problematisch, wenn alle Menschen ohne Not leben können, aber einige sehen auf ihren Kontoauszügen immer größere Zahlen und können sich außerdem noch Luxusgüter wie Sportwagen oder Yachten leisten.
Wenn andererseits die natürlichen Ressourcen wie Lebensmittel und Wohnraum den Menschen nur zur Verfügung stehen anteilig im Verhältnis zu dem Vermögen, das sie besitzen, dann werden auf Dauer immer mehr Menschen hungrig und obdachlos sein. Ein immer größerer Anteil des insgesamt vorhandenen Vermögens konzentriert sich ja in den Händen von immer weniger Menschen, und der reale Wert der auf unserem Planeten verfügbaren Waren und Dienstleistungen kann keinesfalls dauerhaft exponentiell wachsen.
Wie ist denn die Lage in unserem Wirtschaftssystem tatsächlich? Es würde wohl nicht funktionieren, wie wir das kennen, wenn es kein Vertrauen darin gäbe, dass den Zahlen auf den Kontoauszügen im Ernstfall Güter und Dienstleistungen gegenüberstehen, die man dafür kaufen kann. Andererseits hängt das Funktionieren des gesamten Systems davon ab, dass möglichst viele Menschen – also insbesondere auch die ohne großes Vermögen – möglichst viel Geld ausgeben, und das können sie nur, wenn es ihnen zur Verfügung steht.
Schulden
In der Praxis wurde der Widerspruch zwischen endlichen natürlichen Ressourcen auf der einen Seite und exponentiellem Vermögenswachstum andererseits in unserem Wirtschaftssystem dadurch überbrückt, dass die Bilanzen aufgebläht wurden: Den immer größeren Vermögen stehen immer mehr Schulden gegenüber. Schuldner sind dabei sowohl Privatpersonen, die Kredite aufgenommen haben, kleinere und größere Unternehmen, vor allem aber auch öffentliche Institutionen und ganze Staaten.
Es wird häufig argumentiert, es sei wichtig, diese Schulden zu reduzieren. Dabei wird verkannt, dass unser Wirtschaftssystem das praktisch nicht zulässt: Wenn beispielsweise Staaten in größerem Umfang Ausgaben reduzieren und/oder Steuern erhöhen, dann hat das zwangsläufig zur Folge, dass viele Menschen ihre persönlichen Ausgaben einschränken müssen, was wiederum zu sinkenden Umsätzen und in eine Rezession führt – und zu sinkenden Steuereinnahmen. Eine deutliche Rückführung der Schulden wäre also nur möglich, wenn dafür vor allem die großen und sehr großen Vermögen herangezogen würden. Wie realistisch die Umsetzungschancen eines Planes wären, der dieses Ziel hat, mag jeder selbst einschätzen.
Gerade in Krisenzeiten, wie wir sie nun wieder erleben, schießen die Staatsschulden überall auf der Welt in die Höhe, um das System funktionsfähig zu halten. Auf Dauer nachhaltig ist das aber trotzdem natürlich nicht. Es kann nur so lange gut gehen, bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die großen Zahlen auf den Kontoauszügen tatsächlich „im Ernstfall“ nicht mehr wert sind als das Papier, auf dem sie gedruckt sind. Was dann passieren wird, ist offen.
Es ist aber jedenfalls keinesfalls zu früh, sich darüber Gedanken zu machen, wie denn ein nachhaltig funktionsfähiges Wirtschaftssystem aussehen könnte. Das sollte dann auch gleich andere Probleme der Menschheit berücksichtigen.
Ökologische Nachhaltigkeit
Menschliches Handeln trägt unmittelbar dazu bei, dass unser Planet „unwirtlicher“ wird für künftige Generationen. Dieses Problem ist allgemein bekannt und wird seit Jahrzehnten thematisiert. Ich verzichte deshalb darauf, es an dieser Stelle ausführlicher zu beschreiben. Die Bemühungen, es zu lösen, sind bisher ganz offensichtlich unzureichend. Eine Ursache dafür ist sicher, dass die gravierendsten Folgen mit großer, zeitlicher Verzögerung zu erwarten sind – aber es hat auch viel damit zu tun, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen eine Lösung erschweren.
Migrationsdruck
Immer mehr Menschen können dort, wo sie geboren und aufgewachsen sind, keine Zukunftsperspektive für sich erkennen und versuchen deshalb, in andere Gegenden der Welt auszuwandern. Die allermeisten von ihnen gelangen dabei in benachbarte Länder, die schlechtere Voraussetzungen dafür haben, mit dieser Situation umzugehen, als beispielsweise die Staaten in der EU, die USA, Kanada oder Australien.
Für diese Entwicklung gibt es vielschichtige Ursachen. Klar ist aber, dass zwei Faktoren eine wesentliche und immer größer werdende Rolle spielen: Umweltveränderungen (etwa in Folge des Klimawandels) und ökonomische Rahmenbedingungen.
An einem Beispiel, das Deutschland besonders betrifft, will ich deutlich machen, wie unsere aktuelle Weltwirtschaftsordnung Probleme erzeugt. Seit vielen Jahrzehnten wird in Deutschland mehr produziert als konsumiert, mehr exportiert als importiert. Hierzulande ist man darauf häufig auch noch stolz: Wir verstehen es eben besonders gut, Produkte herzustellen, deren Qualität auf der ganzen Welt geschätzt wird! Das sichert (jedenfalls kurzfristig) Arbeitsplätze in diesem Land. Nur: Es zerstört eben auch Arbeitsplätze in anderen Gegenden der Welt. Und was sollen Menschen mit ihrem Leben anfangen in einem Land, in dem nichts hergestellt wird, weil alles aus Deutschland und anderen Industrieländern importiert wird und selbst die Bauern ihre Waren auf lokalen Märkten nicht mehr verkaufen können, weil subventionierte Agrarprodukte aus der EU billiger angeboten werden? Sie müssen ihre Heimat verlassen.
Was also ist zu tun?
Die Existenz eines nachhaltigen Wirtschaftssystem ist nach meiner Überzeugung die Voraussetzung zur Bewältigung auch anderer Herausforderungen für die Menschheit. Es kann aber nur funktionieren, wenn viele Menschen auf unserem Planeten verstehen, worum es geht. Diese Internetseite verfolgt deshalb das Ziel, eine möglichst breite Diskussion anzuregen.