Reformvorschläge

Erfreulicherweise wissen die allermeisten Menschen, die ich kenne, dass Geld nicht das Wichtigste im Leben ist. Unsere Gesellschaft wird zusammengehalten durch ehrenamtliches Engagement – in Wohlfahrts- und Umweltverbänden, Schützen-, Karnevals-, Heimat-, Kultur-, Musik- und Sportvereinen, in religiösen Gemeinschaften, in politischen Parteien und in weniger formalisierten Gruppen. Und natürlich erfüllen viele Menschen gesellschaftlich wichtige Aufgaben in ihrem Berufsleben, die dafür keineswegs alle gut entlohnt werden.

Es gibt auch viele Vorschläge für Änderungen an unserem ökonomischen System. Eine relativ bekannte Idee ist die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Weitere Ansätze sind die Gemeinwohl-Ökonomie, Regionalwährungen, Tauschringe, und es gibt noch einige mehr.

Viele konkrete Vorschläge versuchen, das ökonomische System so zu verändern, dass Umweltschutz und sparsamer Ressourcenverbrauch sich finanziell lohnen. In der Praxis ist es aber außerordentlich schwierig, die „externen“ Kosten, die bei der Herstellung eines Produktes anfallen, zu berechnen und in den Verkaufspreis mit einfließen zu lassen.

In begrenztem Umfang kann das durchaus funktionieren. In Deutschland wurde 1990 ein System eingeführt, mit dem Verpackungsabfall reduziert und das Recycling von Wertstoffen in Verpackungsmaterial gefördert werden soll, der Grüne Punkt. Kernpunkt dabei ist, dass beim Kauf von verpackten Produkten die Entsorgung der Umverpackung mit bezahlt wird. Das System gibt es nach wie vor, und die Deutschen sind wahrscheinlich Weltmeister in Sachen Mülltrennung.

Im Jahr 2005 wurde auf europäischer Ebene zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes ein Emissionsrechtehandel eingeführt. Seitdem müssen etwa die Betreiber von Kohlekraftwerken nicht nur für die Kohle bezahlen, die sie verbrennen, sondern auch für die Emission des Kohlendioxids in die Atmosphäre, wobei der Preis dafür durch einen recht komplizierten Mechanismus bestimmt wird.

Beide Systeme funktionieren weiterhin – sind aber in der aktuellen Form erkennbar nicht in der Lage, die zugrunde liegenden Probleme tatsächlich zu lösen. Es ist sehr schwierig, die Kosten zu berechnen, die zukünftigen Generationen durch die Erderwärmung entstehen werden, und noch schwieriger, diese heute lebenden Menschen irgendwie in Rechnung zu stellen.

Deshalb bin ich inzwischen sehr skeptisch, ob der Ansatz, externe Effekte in die Preise für Produkte generell einfließen zu lassen, erfolgversprechend ist. Nicht zuletzt beruht er auch auf der dauerhaften Funktionsfähigkeit unseres Wirtschaftssystems insgesamt – die ich für eine Fiktion halte. Die Lösung kann nicht darin bestehen zu versuchen, alles in Euro und Cent auszudrücken.

Im Gegenteil kommt es darauf an, die nur relative Bedeutung von Geld stärker ins Bewusstsein zu rücken – und dafür sind die Voraussetzungen gar nicht so schlecht, um auf den ersten Absatz dieses Beitages zurückzukommen.

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