Reformvorschläge

Erfreulicherweise wissen die allermeisten Menschen, die ich kenne, dass Geld nicht das Wichtigste im Leben ist. Unsere Gesellschaft wird zusammengehalten durch ehrenamtliches Engagement – in Wohlfahrts- und Umweltverbänden, Schützen-, Karnevals-, Heimat-, Kultur-, Musik- und Sportvereinen, in religiösen Gemeinschaften, in politischen Parteien und in weniger formalisierten Gruppen. Und natürlich erfüllen viele Menschen gesellschaftlich wichtige Aufgaben in ihrem Berufsleben, die dafür keineswegs alle gut entlohnt werden.

Es gibt auch viele Vorschläge für Änderungen an unserem ökonomischen System. Eine relativ bekannte Idee ist die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Weitere Ansätze sind die Gemeinwohl-Ökonomie, Regionalwährungen, Tauschringe, und es gibt noch einige mehr.

Viele konkrete Vorschläge versuchen, das ökonomische System so zu verändern, dass Umweltschutz und sparsamer Ressourcenverbrauch sich finanziell lohnen. In der Praxis ist es aber außerordentlich schwierig, die „externen“ Kosten, die bei der Herstellung eines Produktes anfallen, zu berechnen und in den Verkaufspreis mit einfließen zu lassen.

In begrenztem Umfang kann das durchaus funktionieren. In Deutschland wurde 1990 ein System eingeführt, mit dem Verpackungsabfall reduziert und das Recycling von Wertstoffen in Verpackungsmaterial gefördert werden soll, der Grüne Punkt. Kernpunkt dabei ist, dass beim Kauf von verpackten Produkten die Entsorgung der Umverpackung mit bezahlt wird. Das System gibt es nach wie vor, und die Deutschen sind wahrscheinlich Weltmeister in Sachen Mülltrennung.

Im Jahr 2005 wurde auf europäischer Ebene zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes ein Emissionsrechtehandel eingeführt. Seitdem müssen etwa die Betreiber von Kohlekraftwerken nicht nur für die Kohle bezahlen, die sie verbrennen, sondern auch für die Emission des Kohlendioxids in die Atmosphäre, wobei der Preis dafür durch einen recht komplizierten Mechanismus bestimmt wird.

Beide Systeme funktionieren weiterhin – sind aber in der aktuellen Form erkennbar nicht in der Lage, die zugrunde liegenden Probleme tatsächlich zu lösen. Es ist sehr schwierig, die Kosten zu berechnen, die zukünftigen Generationen durch die Erderwärmung entstehen werden, und noch schwieriger, diese heute lebenden Menschen irgendwie in Rechnung zu stellen.

Deshalb bin ich inzwischen sehr skeptisch, ob der Ansatz, externe Effekte in die Preise für Produkte generell einfließen zu lassen, erfolgversprechend ist. Nicht zuletzt beruht er auch auf der dauerhaften Funktionsfähigkeit unseres Wirtschaftssystems insgesamt – die ich für eine Fiktion halte. Die Lösung kann nicht darin bestehen zu versuchen, alles in Euro und Cent auszudrücken.

Im Gegenteil kommt es darauf an, die nur relative Bedeutung von Geld stärker ins Bewusstsein zu rücken – und dafür sind die Voraussetzungen gar nicht so schlecht, um auf den ersten Absatz dieses Beitages zurückzukommen.

Das Waffenarsenal der Notenbanken

Bei der Berichterstattung über das Eingreifen der Notenbanken und manchmal auch von Regierungen und Parlamenten wird seit der Finanzkrise ab 2007 häufig auf militärisches Vokabular zurückgegriffen. Da wird dann beispielsweise bei der Beschreibung eines Krisenprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) – hier beispielsweise in der Welt – davon gesprochen, dass eine Bazooka herausgeholt worden sei. Dann wird typischerweise auch betont, dass die Munition damit noch längst nicht ausgegangen sei.

Beim Einsatz militärischer Waffen ist immer damit zu rechnen, dass es zu Kollateralschäden kommt, also dass auch etwas zerstört wird, was man eigentlich erhalten wollte. Sind bei den jüngsten Einsätzen der Notenbanken Kollateralschäden zu erwarten?

Spätestens seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 ist klar, dass es „systemrelevante“ Banken gibt, deren Zahlungsunfähigkeit auf jeden Fall verhindert werden muss (too big to fail). In der aktuellen Situation wird aber klar, dass es nicht nur Banken gibt, die systemrelevant sind, sondern auch andere Unternehmen: Fluggesellschaften, Hersteller von Flugzeugen, Automobilen, Sportartikeln etc., aber auch zusammen betrachtet kleine Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomiebetriebe. Nicht zuletzt ist von entscheidender Bedeutung, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher weiter willens und in der Lage sind, Geld auszugeben.

Die Notenbanken können – durch mit den Regierungen und Parlamenten abgestimmte Aktionen – durchaus dafür sorgen, dass allen oben Genannten das Geld nicht ausgeht. Sie können es Ihnen zur Verfügung stellen, auch wenn es bisher gar nicht existierte – ohne größere Anstrengung.

Die unmittelbare Folge ist aber natürlich, dass es plötzlich viel mehr Geld gibt als vorher. In der Bilanz der Notenbanken stehen enorme Guthaben, denen irgendwo anders neue Schulden gegenüberstehen – vor allem in den Büchern der Staaten.

Das stört aber zunächst möglicherweise kaum jemanden. Es wird zwar schon seit Jahrzehnten lamentiert, dass die Staatsschulden zu hoch seien, aber sie sind auf der ganzen Welt trotzdem weiter angestiegen, ohne allgemein erkennbare, negative Konsequenzen – von einzelnen Ausnahmefällen wie Griechenland abgesehen.

Ein Nebeneffekt ist jedoch, dass die Ungleichheit in der Verteilung von Einkommen und Vermögen weiter deutlich steigt. Letztlich sichert das Eingreifen der Notenbanken insbesondere auch die Kapitaleinkünfte – Zinsen, Dividenden, Mieten etc. – und es verhindert eine größere Pleitewelle bei Unternehmen, privaten Schuldnern und ganzen Staaten, die bei deren Anteilseignern und Gläubigern einen erheblichen Abschreibungsbedarf erzeugen würden.

Die Staaten müssen jedenfalls in Zukunft immer mehr Schulden aufnehmen, um ihre laufenden Ausgaben zu finanzieren und um fällig werdende Kredite abzulösen. Bei hohen Zinssätzen wäre das für fast keinen Staat mehr zu stemmen. Die Notenbanken können und müssen also dafür sorgen, dass die Zinsen niedrig bleiben oder sogar im negativen Bereich liegen. Tatsächlich könnten sie im Extremfall (auch wenn sie es zur Zeit nicht dürfen) sogar alle Staatsschulden aufkaufen und vernichten, so dass dann also plötzlich alle Staaten schuldenfrei dastehen würden. Das wäre, um im Bild zu bleiben, die nukleare Option, die Atombombe.

Wie auch immer sich die Notenbanken verhalten – das Vertrauen in den Wert des Geldes kann bei solchen Aktionen nicht unbeschadet bleiben. Dieses Vertrauen ist aber die Basis unseres Wirtschaftssystems, und es ist gerade die Kernaufgabe der Notenbanken, dieses Vertrauen zu stärken. Insofern gefährden die Kollateralschäden beim Waffeneinsatz der Notenbanken direkt die eigentliche Mission – wie das in Kriegen nicht selten der Fall ist.

Wenn man – wie ich – der Überzeugung ist, dass die Bedeutung von Geld in unserer Gesellschaft überschätzt wird, dann kann man in der absehbaren Entwicklung aber durchaus die Chance für eine Wende zum Besseren sehen.

Vermögensabgabe als Lösungsansatz?

Immer wieder einmal wird aus verschiedenen Parteien und Verbänden die Forderung nach einer Vermögensabgabe oder einer Vermögenssteuer erhoben. Aufgrund der auf dieser Internetseite diskutierten Problematik ist sie gut nachvollziehbar. Dennoch halte ich diesen Ansatz für nicht zielführend. Dafür sehe ich vier Argumente:

1. Die konkrete Ausgestaltung ist sehr schwierig. Schon die Bemessung der in Deutschland von den Kommunen erhobenen Grundsteuer wirft größere Probleme auf. Bei einer Vermögensabgabe müsste von der Idee her nicht nur der Wert der in einem Ort vorhandenen Immobilien berücksichtigt werden, sondern auch der in anderen Städten und Ländern. Außerdem der Wert von Unternehmensanteilen und Wertpapieren, Edelmetallen, Kryptowährungen, Kunstwerken etc..

2. Angesichts der Schwierigkeit bei der Berechnung der zu zahlenden Abgabe und der sicher zu erwartenden Vermeidungsstrategien wäre das erwartbare Aufkommen aus der Erhebung einer Vermögensabgabe relativ gering.

3. In der Coronakrise beispielsweise ist es der Bundesregierung möglich, innerhalb kurzer Zeit Finanzmittel in unüberschaubarer und offenbar beliebiger Größenordnung zu organisieren – ganz ohne Vermögensabgabe.

4. In gewisser Weise gibt es bereits eine Art Vermögensabgabe – auf ganz freiwilliger Basis. Damit meine ich nicht einmal die Initiative Giving Pledge, also das Versprechen einer ganzen Reihe von sehr wohlhabenden Menschen, nach Möglichkeit mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Bei praktisch allen großen Vermögen ist es so, dass sie für den privaten Konsum – Wohnen, Lebensmittel, Vergnügen – gar nicht angetastet werden müssen. Sie nutzen ihren Besitzerinnen und Besitzern allein psychologisch, vermitteln eventuell eine gewisse Sicherheit und Selbstwertgefühl. Beides ist aber durchaus trügerisch. Sie sorgen auch für Beschäftigung, weil immer wieder überlegt werden muss, wie und wo angelegt und investiert werden soll, und verschaffen Vermögensberatern und Steueroptimierern ein Erwerbseinkommen. Der effektive Nutzen des Vermögens – jedenfalls für den Teil, der nicht irgendwie konsumiert wird – für seine Eigentümerinnen und Eigentümer ist aber sehr beschränkt, auch wenn sie das selbst in vielen Fällen gar nicht erkennen.

Viel effektiver als die Einführung einer neuen Abgabe wäre also eine offene Diskussion darüber, welchen Wert ein Vermögen überhaupt haben kann.

Was ist eigentlich Geld?

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ So lautet eine dem indianischen Stamm der Cree zugeschriebene Weissagung über die Zukunft der nach Amerika einwandernden Europäer. Eine einleuchtende Erkenntnis ist aber andererseits auch, dass man Geld nie genug haben kann. Bei den meisten menschlichen Bedürfnissen gibt es einen Sättigungseffekt: Wenn der Hunger einmal gestillt ist, verschwindet – jedenfalls für eine gewisse Zeit – das Verlangen, etwas zu essen. Mehr Geld zu bekommen, ist aber (meistens) auch für die Menschen noch ein Ziel, die bereits viel davon haben.

Das hängt sicherlich damit zusammen, dass Geld die Befriedigung aller möglichen Bedürfnisse heute und in Zukunft in Aussicht stellt. Letztlich kann man damit auch dem eigenen Leben über den Tod hinaus Bedeutung verleihen: Indem man beispielsweise eine Stiftung gründet und mit viel Geld ausstattet, die sich für den Schutz der Regenwälder, der Eisbären oder ein vielfältiges, kulturelles Angebot in der eigenen Heimatstadt einsetzt.

Was aber ist eigentlich Geld? Sind die Erwartungen berechtigt, die mit seinem Besitz heute selbstverständlich verbunden werden? Wird es tatsächlich auch in Zukunft noch Wert besitzen?

Zahlungsmittel in der einen oder anderen Form gibt es schon seit tausenden von Jahren. Geld, so wie wir es heute kennen – das als Guthaben (oder Kredit) auf einem Bankkonto gebucht wird – ist dagegen eine sehr moderne „Erfindung“. Schon lange in Gebrauch und einfach zu verstehen sind Münzen aus Silber oder Gold als Währung. Diese Edelmetalle besaßen und besitzen einen hohen, eigenen Wert. Um den Handel von Waren zu erleichtern, gießt ein glaubwürdiger Mensch oder eine Institution das Metall in Stücke von festgelegtem Gewicht. So müssen bei einem Handel nicht jeweils Goldstaub oder Silberklumpen abgewogen werden, sondern es reicht, ein paar Münzen abzuzählen.

Größere Mengen an Münzen mit sich herumzuschleppen, ist aber auf Dauer doch mühsam. Außerdem fällt es den Mitmenschen schnell auf, wenn man sich schwer beladen durch die Gegend bewegt, und die Gefahr ist relativ groß, dass man unfreiwillig Erleichterung erfährt. Geldscheine sind in dieser Beziehung deutlich weniger problematisch. Das ursprüngliche Prinzip des Geldscheines ist, dass dieser bei der Person oder Institution, die ihn ausgegeben hat, gegen eine bestimmte Menge an Gold oder Silber eingetauscht werden kann.

Die Versuchung ist für den Aussteller der Geldscheine aber recht groß, Papiergeld in Mengen Umlauf zu bringen, denen Bestände an Gold oder Silber nicht mehr in adäquaten Mengen gegenüberstehen. Solange nur wenige auf die Idee kommen, ihre Geldscheine wieder in Münzen umzutauschen, ist das kein großes Problem. Sobald sich aber allgemein Zweifel breit machen, dass die Scheine durch physische Bestände an Edelmetall „gedeckt“ sind, kann man mit ihnen aber nicht mehr viel anfangen. Ein separater Effekt ist, dass die anwachsende Geldmenge schnell steigende Warenpreise auslöst, also eine hohe Inflation.

Eine Erfahrung, die Deutschland nachhaltig geprägt hat, ist die Hyperinflation in der frühen 1920er Jahren. Sie wurde ausgelöst dadurch, dass der Staat im und nach dem 1. Weltkrieg immer mehr Geld in Umlauf brachte. Die Folge war, dass Sparguthaben praktisch vernichtet wurden. Beendet wurde diese Phase durch eine Währungsreform im Jahr 1923. Dabei wurde die neue Währung Rentenmark (später Reichsmark) eingeführt, die wieder explizit durch Grundeigentum (Rentenmark) bzw. Gold (Reichsmark) gedeckt war.

In weiten Teilen der Welt orientierten sich die Währungen – von solchen Episoden abgesehen – in der Zeit von der Industrialisierung bis zur Weltwirtschaftskrise ab 1929 am „Goldstandard“: Die Landeswährung wurde in einem festen Verhältnis zum Wert von Gold definiert. Ein logischer Effekt davon war übrigens auch, dass es im Prinzip feste Wechselkurse zwischen den verschiedenen Währungen gab.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde ein komplizierteres Regelwerk für die Weltwirtschaft eingeführt, das sogenannte Bretton-Woods-System (benannt nach einem Ort in New Hampshire, USA, in dem sich Vertreter verschiedener Staaten 1944 trafen, um über die zukünftige Weltwirtschaftsordnung nach dem absehbaren Ende des Krieges zu beraten). Die Ostblockstaaten schlossen sich dem System letztlich nicht an (obwohl die UdSSR in Bretton Woods vertreten war), die BRD trat ihm nach ihrer Gründung bei.

Der amerikanische Dollar war der Orientierungspunkt in dieser Ordnung, und für diesen galt auch wieder der Goldstandard. Die amerikanische Notenbank war verpflichtet, anderen Notenbanken gegenüber Gold gegen Dollar zum festen Kurs von $ 35 pro Feinunze zu wechseln. (Der Goldpreis ist seitdem unter größeren Schwankungen stark gestiegen und beträgt aktuell, im April 2020, rund $ 1700.) Die Kurse der anderen Währungen im Verhältnis zum US$ wurden im Prinzip festgelegt, konnten aber durch gemeinsame Beschlüsse angepasst werden.

Das System funktionierte – mit einigen Problemen – bis Anfang der 1970er Jahre. 1971 musste der feste Gold/Dollar-Kurs aufgegeben werden; 1973 konnte das System fester Wechselkurse zwischen den beteiligten Währungen nicht mehr aufrechterhalten werden. Es wurde offiziell außer Kraft gesetzt. Ursache waren zunehmende Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft: Wenn es Volkswirtschaften gibt, die dauerhaft mehr exportieren als importieren (und solche, bei denen es umgekehrt ist), führt das zu Spannungen, bei denen eine Veränderung der Wechselkurse der beteiligten Währungen ein Ventil sein kann, um sie abzubauen. Seit dieser Zeit sind die Wechselkurse zwischen einigen wichtigen Währungen flexibel und können auch innerhalb kurzer Zeiträume stark schwanken.

Unternehmen mit internationalen Handelspartnern machen damit aber die Erfahrung, dass es mit einem nicht unerheblichen Risiko verbunden ist, unter solchen Bedingungen Lieferungen für die etwas fernere Zukunft zu vereinbaren. Deshalb haben sich in Europa 25 Jahre später verschiedene Länder wieder in einer Währungsunion zusammengeschlossen, zunächst mit festen Kursen zwischen den Währungen, später mit einer gemeinsamen Währung, dem Euro.

Aus diesem Hin und Her wird deutlich, dass die verantwortlichen Politiker und Notenbanker keineswegs einen „Masterplan“ verfolgen. Es gibt keine allgemein akzeptierte Theorie, die ihnen klare Anhaltspunkte für ihr Handeln geben könnte. Die Entwicklung gleicht vielmehr einem „Durchwursteln“: Es treten immer wieder einmal Probleme auf (die man im Nachhinein auch mehr oder weniger gut erklären kann), und die versucht man dann mit diesem oder jenem Rezept zu lösen. Wenn das eine nicht funktioniert, probiert man etwas anderes.

Als ein Beispiel dafür, wie unsystematisch die Herangehensweise ist, kann man den Umgang mit dem Konstrukt Geldmenge betrachten. Ganz grob gesagt bezeichnet man damit die Summe des in Umlauf befindlichen Geldes. Als Lehre aus der Hyperinflation in den 1920er Jahren hatte man sich insbesondere in Deutschland zu Herzen genommen, dass die Geldmenge nicht zu stark steigen sollte, wenn man denn will, dass der Geldwert halbwegs stabil bleibt.

Eine gewisse Zunahme der Geldmenge ist natürlich durchaus sinnvoll, wenn eine Volkswirtschaft insgesamt wächst und mehr Waren hergestellt und Dienstleistungen erbracht werden. Genau an der Stelle liegt übrigens auch das Problem des Goldstandards: Eigentlich ist es nicht vernünftig, die Geldmenge daran zu knüpfen, wie viel Gold die Notenbank in ihren Kellern lagert. Tatsächlich ist die Geldmenge – egal ob man DM, Euro, Dollar oder eine andere, wichtige Währung betrachtet – aber sehr viel stärker gewachsen als die Volkswirtschaften. Da das aber nach allgemeiner Einschätzung – jedenfalls kurzfristig betrachtet – zu keiner dramatischen Inflation oder Geldentwertung geführt hat, haben die Notenbanken den Schluss gezogen, dass man dem Konstrukt wohl keine größere Aufmerksamkeit mehr schenken braucht. Aktuell hat man andere Sorgen.

Fazit: Unser Wirtschafts- und Währungssystem wirkt auf die allermeisten Menschen sehr solide. Der Meinung kann ich mich nicht anschließen. Das Geflecht von Handelsbeziehungen und das Bankensystem werden immer komplexer und schwerer zu durchschauen. Dies verdeckt den klaren Blick auf das wackelige Fundament, auf dem das Ganze aufgebaut ist.

Bevölkerungsentwicklung und Migrationsdruck

Aus mehreren Gründen stellt die hier behandelte Problematik ein zentrales Problem für die Menschheit dar. Die Erde ist groß, aber der Platz auf ihr und verschiedene andere Ressourcen sind endlich. Die Kolonialisierung anderer Planeten ist zwar eine faszinierende Idee, aber ob es jemals dazu kommen wird, ist durchaus fraglich. Es ist also praktisch undenkbar, dass die Zahl der Menschen immer weiter wachsen wird – so wie das in den zurückliegenden Jahrtausenden mit kleineren Unterbrechungen geschehen ist.

Es ist deshalb erfreulich, dass der Bevölkerungsanstieg auf dem Planeten insgesamt zurückgegangen ist (siehe Artikel dazu bei Wikipedia). Ein Bevölkerungswachstum ist aber weiterhin zu beobachten. Eine besondere Herausforderung ist dabei, dass es sehr große, regionale Unterschiede gibt.

Etwas verallgemeinernd kann man feststellen, dass dort, wo Kinder und Jugendliche eine gute, schulische Bildung erfahren und die Menschen durch Sozialversicherungssysteme im Alter, bei Krankheit und Berufsunfähigkeit relativ gut materiell abgesichert sind, die Geburtenrate niedrig ist – teilweise so niedrig, dass die Bevölkerungszahl zurückgehen würde, wenn es keinen Zuzug von außerhalb geben würde. Umgekehrt ist sie dort besonders hoch, wo beides nicht gegeben ist und wo die Existenz von vielen Nachkommen letztlich die beste persönliche Vorsorge für die Wechselfälle des Lebens darstellt.

Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand, dass die beste Lösung für das Problem des rasanten Bevölkerungsanstieges auf unserem Planeten wäre, allen Kindern eine gute Schulbildung zu vermitteln und allen Menschen die Sorge um die materielle Sicherheit in der Zukunft so weit wie möglich zu nehmen.

Leider begünstigt unser Wirtschaftssystem eine solche Lösung jedoch nicht. Es verschärft im Gegenteil das Problems. So führt der Export von Lebensmitteln, deren Erzeugung in der EU und den USA teilweise stark subventioniert wird, in weniger entwickelte Länder dazu, dass dort selbst die Landwirtschaft den Menschen keine gesicherte Existenz mehr bieten kann. Regional erzeugte Produkte können auf den einheimischen Märkten nicht mehr zu einem auskömmlichen Preis verkauft werden. Ein Beispiel liefert ein interessanter Artikel im „Spiegel“ über die Situation von Maniokbauern in Kambodscha.

In der Folge bleibt den Menschen, die in Regionen aufwachsen, in denen es definitiv kaum eine Möglichkeit gibt, mit ehrlicher Arbeit die eigene Existenz zu sichern, nur eine Chance: Sie müssen versuchen, in anderen Teilen der Welt ihr Glück zu finden.

Welthandel

Schon seit Jahrtausenden existieren Handelsbeziehungen zwischen Menschen, die in sehr weit voneinander entfernt liegenden Gegenden auf unserem Planeten leben. Das stellt grundsätzlich eine Bereicherung für alle Beteiligten dar.

Im Verlauf der Geschichte hat sich ein immer dichteres und komplizierteres Geflecht von Handelsbeziehungen entwickelt, das im Detail praktisch von niemandem mehr überschaut werden kann. Ein wichtiger Grundsatz ist dabei aus dem Blickfeld geraten: Handel beruht auf Gegenseitigkeit. Ich gebe jemandem etwas und erhalte dafür etwas anderes, das für mich einen ebenso großen Wert darstellt wie das, was ich weggegeben habe, für den Empfänger der Ware.

Durch die heute existierende Komplexität von Handelsketten und die Rolle von Geld als vermittelndem Element entsteht bei vielen – auch bei vielen Wirtschaftswissenschaftlern – der Eindruck, es könne auf Dauer unausgeglichene Handelsbeziehungen geben. Das ist ein Irrtum. Möglich ist aber natürlich, dass Handelsbeziehungen über mehrere Ecken ausgeglichen werden: Ich liefere jemandem Getreide, der backt Brot und versorgt damit eine Schreinerin, die mir wiederum ein Bett baut.

Dass eine Volkswirtschaft auf Dauer Außenhandelsüberschüsse erzielt – also mehr Waren produziert und exportiert (verkauft) als importiert (kauft) und konsumiert – ist dagegen ausgeschlossen. Deutschland macht das zwar seit Jahrzehnten, und einige andere Länder haben sich an diesem Modell orientiert, aber langfristig gut gehen kann das nicht.

Zur Illustration des Problems kann man sich eine florierende Gastwirtschaft vorstellen. Einige der Gäste können allerdings ihre Rechnungen nicht bezahlen. Diese werden aber weiter bedient und können ihre Schulden anschreiben lassen. So weit so gut. Nicht schön wäre es aber, wenn die benachbarte Wirtschaft in Konkurs gehen müsste, weil Gäste wegbleiben, die dort nicht anschreiben lassen können. Und ausgesprochen dumm wäre der Wirt, wenn er damit rechnet, dass über Jahrzehnte angesammelte Schulden dann doch irgendwann bezahlt werden.

Wenn größere Gruppen von Menschen zusammen betrachtet werden, also etwa ganze Volkswirtschaften, dann bleibt die am Beispiel der Gastwirtschaft beschriebene Problematik natürlich die gleiche.

Zukunftsperspektiven

Die Welt wird sich verändern. Ich sehe gute Chancen, dass es Veränderungen zum Positiven sein werden, die wir erleben können. Ein Hellseher bin ich aber natürlich nicht.

Die Corona-Pandemie hat bereits den Tod vieler Menschen verursacht und wird weitere Opfer fordern. Eine Bedrohung für unsere Zivilisation oder die Menschheit insgesamt stellt sie aber sicher nicht dar. Die Produktion und Verteilung von Nahrungsmitteln funktioniert weitgehend reibungslos, die Versorgung mit Trinkwasser ist durch die Ausbreitung der Infektion nicht eingeschränkt, es gibt keine Zerstörungen von Produktionsmitteln oder Infrastruktur, und die öffentliche Ordnung ist auch in besonders betroffenen Ländern wie Italien nicht gefährdet.

Drei Szenarien ergeben sich aus meiner Sicht:

1. Vorübergehende Systemstabilisierung

Vielleicht ist es möglich, das Wirtschaftssystem auch in dieser Situation noch einmal zu stabilisieren. Damit verbunden wäre aber jedenfalls eine starke Erhöhung der Staatsschulden in praktisch allen Ländern auf der Erde. Es wäre dabei nicht zu vermeiden, dass die relativ weniger verschuldeten Länder wie Deutschland über europäische Ausgleichsmechanismen und internationale Organisationen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF) zumindest mit bürgen für höher verschuldete Länder wie Italien, Griechenland oder auch den Libanon und Indien (um nur ein paar Beispiele zu nennen), da diese ohne entsprechende Unterstützung weitere Kredite nur zu erheblich ungünstigeren Konditionen erhalten könnten, wenn überhaupt. Aber auch dies würde nur eine vorübergehende Stabilisierung darstellen, da an eine Reduzierung der Staatsschulden nicht zu denken ist und die Vermögenskonzentration auf der Welt immer schneller voranschreitet.

2. Währungsreformen

Es kommt überall auf der Welt zu Währungsreformen. Das wäre nicht unbedingt ein untereinander abgestimmtes Vorgehen, aber das Finanzsystem ist so stark verflochten, dass der Zusammenbruch einer der wichtigeren Währungen unmittelbar auch alle anderen mitreißen würde.

Dabei müssten jeweils neue Währungen eingeführt werden, so wie beispielsweise in Deutschland 1948 die D-Mark. Das könnte man sich etwa so vorstellen, dass es ab 1.1.2021 einen Neuro gibt. Bankguthaben und Bargeld in Euro können bis zu einer zu bestimmenden Grenze pro Person in Neuro umgetauscht werden; was über diese Grenze hinausgeht verfällt ebenso wie alle anderen auf Euro lautenden Guthaben und Schulden. Gehälter werden ab dem Umstellungstermin in Neuro gezahlt ebenso wie alle möglichen Rechnungen.

Für umlagefinanzierte Systeme wie die gesetzliche Rentenversicherung und die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland stellt eine Währungsreform kein großes Problem dar. Bei Versicherungssystemen, bei denen Kapital angespart wird, muss man sich eine Lösung überlegen.

Wie bei einer Währungsreform Vermögen in Form von Immobilien oder Unternehmensanteilen Aktien behandelt werden, müsste festgelegt werden. Es wäre denkbar, dass dazu keine spezielle Regelung getroffen wird, also die Eigentumsrechte völlig unangetastet bleiben. Das würde aber beispielsweise dazu führen, dass der für den Erwerb einer Immobilie vor der Währungsreform aufgenommene Kredit praktisch nicht mehr zurückgezahlt werden muss. Es müssen also Lösungen gefunden werden, die als gerecht wahrgenommen werden und die außerdem das neue Wirtschaftssystem nicht vom Start weg mit großen Vermögensungleichheiten belasten.

3. Geht es auch ganz ohne Geld?

Grundsätzlich vorstellbar ist auch ein Gesellschaftssystem, das ohne Geld auskommt. Es muss aber dem Einzelnen Sicherheit bieten – was heute für viele Menschen durch das Ansparen von Geld erreicht wird – und als gerecht wahrgenommen werden.

Fazit

Das Szenario 3 ganz ohne Geld wird wohl – leider – für absehbare Zeit eine Utopie bleiben. Es ist deshalb von besonderer Bedeutung, sich mit sinnvollen Rahmenbedingungen für eine Währungsreform (Szenario 2) zu beschäftigen. Die wird aber wohl nicht kommen, solange das System, das wir kennen, noch irgendwie stabilisiert werden kann (Szenario 1).

Schulden, Guthaben und Vermögen

Stellen wir uns einmal eine Welt vor, auf der es nur zwei Menschen gibt: Einen Ackerbauern und einen Viehzüchterin. Sie treffen sich täglich zum gemeinsamen Essen, das entweder der eine oder die andere liefert und dafür jeweils einen Taler erhält. Ein Taler ist also praktisch ein Schuldschein für eine Mahlzeit.

Wenn beide auf lange Sicht gleich viele Mahlzeiten zubereiten können, gibt es kein Problem. Was aber passiert, wenn der Ackerbauer das nicht hinbekommt – egal ob dies daran liegt, dass ein Pilz seine Ernte vernichtet hat oder dass er zu faul ist, seine Pflanzen bei Trockenheit zu gießen? Dann sammeln sich bei der Viehzüchterin die Taler. Anders ausgedrückt: Der Ackerbauer schuldet ihr immer mehr Mahlzeiten. Sie hat dann mehrere Möglichkeiten: Sie kann beispielsweise darauf hoffen, dass der Bauer in der Zukunft seine Schulden begleichen wird, sie kann den Bauern zu den Mahlzeiten ausladen oder die Talersammlung einfach sein lassen.

Der Punkt, den ich mit diesem Gedankenexperiment verdeutlichen will: Den angesparten Talerguthaben stehen in so einem System Schulden in gleicher Höhe gegenüber. Unsere real existierende Welt ist natürlich erheblich größer und komplizierter, aber der Grundsatz gilt auch hier. In einer vom World Future Council herausgegebenen Publikation mit dem Titel Schulden und Vermögen: Makroökonomie für Anwender/innen wird der Zusammenhang noch ausführlicher erläutert.

Unsere Welt kennt aber außer Finanzguthaben auch weitere Arten von Vermögen: Immobilien, Aktien und andere Formen von Unternehmensbeteiligungen, Gold, Kunstwerke, etc.. Bei diesen Vermögensarten steht einer Wertsteigerung nicht unmittelbar ein Schuldenanstieg an anderer Stelle gegenüber.

Es wird aber leicht übersehen, dass eine solche Wertsteigerung allein darauf beruht, dass eine Überführung in ein Finanzguthaben erfolgen wird – beispielsweise über Mieteinnahmen oder Dividendenzahlungen – oder jedenfalls möglich ist. Sobald diese realisiert wird, entstehen an anderer Stelle Schulden, oder es wird ein Guthaben reduziert. Deshalb ist auch die zu beobachtende Vermögenspreisinflation keineswegs unkritisch.

Unternehmensverschuldung seit der Finanzkrise

Nach der Finanzkrise, die 2007 begann, hat sich die Weltwirtschaft ab 2009 über einen langen Zeitraum sehr robust entwickelt. Das hat insbesondere damit zu tun, dass neben der Staatsverschuldung insbesondere die Verschuldung der Unternehmen stark gestiegen ist: Hier der Link zu einem Artikel auf welt.de über einen Bericht des Internationalen Währungsfonds von Oktober 2019.

Zur Erklärung der Problematik versetze ich mich einmal in die Situation des Chefs einer börsennotierten Fluggesellschaft. Die Nachfrage nach Flugreisen ist groß und die Airline macht Gewinne. Da liegt es nahe, neue Flugzeuge zu beschaffen.

Flugzeuge sind allerdings teuer: Ein neuer Airbus A320neo kostet beispielsweise etwa 100 Millionen €. So viel Geld liegt typischerweise nicht in der Portokasse.

Zur Finanzierung des Kaufs könnte ich die Gewinnausschüttung an die Aktionäre streichen oder eine Kapitalerhöhung durchführen und neue Aktien ausgeben. In der Zeit bis Anfang des Jahres konnte ich aber auch zu sehr günstigen Konditionen einen Kredit aufnehmen. Ich muss dann zwar regelmäßig Zinsen und Tilgung bezahlen, aber das lässt sich mit dem bis vor kurzem zu erwartenden Gewinn aus dem Betrieb des Flugzeugs locker bezahlen. Noch eine weitere Möglichkeit wäre, den Airbus zu leasen.

Es sprach also eigentlich alles dafür, den Kauf über einen Kredit zu finanzieren oder zu leasen – und das haben die Fluggesellschaften auch so gemacht. Inzwischen stehen die Flugzeuge allerdings größtenteils irgendwo herum, und die Airlines können keine Gewinne mehr einfahren. Verkaufen lassen sich Flugzeuge aktuell auch nicht. Trotzdem müssen die Kredite aber bedient werden. Die regelmäßig zu zahlenden Kosten sind also deutlich höher, als wenn der Kauf mit Eigenkapital finanziert worden wäre, und eine Unternehmenspleite droht viel schneller. Man kann zwar noch versuchen, neue Kredite aufzunehmen, um die alten Schulden zu bezahlen, muss aber auch dann, wenn das klappen sollte, mit deutlich schlechteren Konditionen klarkommen.

Bei Leasingverträgen stehen die Airlines in dieser Situation etwas besser da, weil sie diese unter Umständen kündigen können oder jedenfalls nach der vereinbarten Vertragslaufzeit nicht mehr verlängern müssen. Den schwarzen Peter behalten dann die Leasinggesellschaften. Sie gehören in die Kategorie „andere Finanzunternehmen“, die in dem oben verlinkten Welt-Artikel erwähnt wird.

Tatsächlich haben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen insbesondere in den USA aus allen denkbaren Branchen nicht nur Kredite aufgenommen, um neue Investitionen zu bezahlen, sondern auch, um eigene Aktien zurückzukaufen: Dadurch stieg der auf eine einzelne Aktie entfallende Gewinn, der Aktienkurs und in sehr vielen Fällen auch die an die Kursentwicklung geknüpfte Vergütung des Unternehmensvorstands. Alle diese Unternehmen sind nun mit der Situation konfrontiert, dass sie bei sinkenden Gewinnen sehr schnell in der Pleite landen.

Geldkreislauf und Vermögensentwicklung

In unserem arbeitsteiligen Wirtschaftssystem gibt es einen Kreislauf des Geldes: Das Geld wandert im Zusammenhang mit dem Austausch von Waren und Dienstleistungen von Hand zu Hand.

Genauer betrachtet versickert aber regelmäßig Geld, nämlich in Geldvermögen. Dabei macht es im Prinzip keinen Unterschied, ob das Vermögen sich in einer Bargeldschatulle unter dem Bett befindet, auf einem Sparbuch oder Sparkonto oder in Staats- und Unternehmensanleihen. Der entscheidende Punkt ist dabei, dass dieses Geld auf unbestimmte Zeit nicht für Konsumausgaben oder Investitionen verwendet werden soll. Insofern sind von dieser Definition Ansparungen für ein neues Fahrrad oder Auto, ein Haus oder den Jahresurlaub nicht betroffen, auch wenn sie auf einem Sparkonto eingezahlt werden. Andererseits gehören dazu gegebenenfalls Guthaben auf Girokonten, wenn sie über einen längeren Zeitraum dort bleiben.

Wenn allgemein gespart wird als Vorsorge für schlechte Zeiten, dann wäre das aus diesem Blickwinkel ein Vermögensaufbau. Falls die schlechten Zeiten – etwa Arbeitslosigkeit oder Pflegebedürftigkeit – dann tatsächlich kommen sollten, muss das Vermögen dafür gegebenenfalls zurückgefahren werden. Der Kauf von Immobilien, Gold und Kunstwerken wäre je nachdem als Konsumausgabe oder Investition zu betrachten, während der Erwerb von Aktien und Unternehmensanteilen in anderer Form natürlich eine Investition ist – die aber typischerweise mit dem Ziel eines Vermögensaufbaues getätigt wird.

Da Geld in Vermögen versickert, muss ständig neues Geld in das System gepumpt werden. Andernfalls wäre eine Deflation die Folge, und die will niemand. Die Geldschöpfung ist deshalb Routine.

Wenn andererseits zu viel Geld in das System gepumpt wird, kommt es zu einer erhöhten Inflation, also Geldentwertung. Die Notenbanken haben deshalb ein breites Spektrum an Instrumenten entwickelt, mit denen sie auf das System Einfluss nehmen können.

Nach den Erfahrungen mit einer katastrophalen Inflation in den Anfängen der Weimarer Republik ist die Vermeidung einer hohen Inflation in Deutschland seitdem ein vorrangiges Ziel der Geldpolitik, und es wurde lange Zeit besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Geldmenge nicht zu stark steigt. Aber schon zu Zeiten der D-Mark wurden die von der Deutschen Bundesbank formulierten Geldmengenziele regelmäßig überschritten, und mit der Einführung des Euros und insbesondere seit der Finanzkrise findet die Entwicklung der Geldmenge immer weniger Beachtung.

Einen entgegengesetzten Ansatz verfolgt die Modern Monetary Theory (MMT). Der Grundgedanke dabei ist, dass die Notenbanken sich um die Geldmengenentwicklung nicht kümmern sollten und stattdessen Arbeitslosigkeit, Rezessionen, Ungleichheiten und andere soziale Missstände bekämpfen müssten. Auch eine höhere Staatsverschuldung könne und solle dafür in Kauf genommen werden. Die MMT hat nach wie vor insbesondere in Deutschland, aber auch anderswo, einen Außenseiterstatus in der Ökonomie. Dennoch entsprechen die Maßnahmen, die von den Notenbanken zur Zeit ergriffen werden, eigentlich im wesentlichen ihrem Ansatz.

Die Corona-Pandemie und die fast überall auf der Welt ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung ihrer Ausbreitung haben unmittelbar zur Folge, dass der Geldkreislauf unterbrochen wird: Viele Konsumausgaben sind aktuell gar nicht mehr möglich oder werden jedenfalls zurückgestellt. Auch sehr viele geplante Investitionen werden in absehbarer Zeit betroffen sein.

Nicht wenige Geldvermögen wachsen, weil einerseits weiterhin Einnahmen zufließen – aus Arbeitseinkommen, Renten, Zinsen, Mietzahlungen – andererseits aber deutlich weniger abfließt – nicht nur weniger, als hereinkommt, sondern auch weniger, als in normalen Zeiten ausgegeben wird.

Andererseits gibt es viele Menschen auf der ganzen Welt, bei denen die Einnahmen plötzlich wegbrechen, während regelmäßige Ausgaben weiterhin zu leisten sind. Das ist natürlich vor allem dann besonders bedrohlich, wenn keine finanziellen Reserven vorhanden sind. Es ist weitestgehend Konsens, dass die Betroffenen finanziell unterstützt werden müssen – nicht zuletzt, um das System vor einem akuten Kollaps zu bewahren.

Eine dauerhafte Stabilisierung kann damit aber nicht erreicht werden, weil die Vermögensunterschiede auf der Welt weiter wachsen. Auch die MMT bietet für dieses Problem – soweit ich erkennen kann – keine Lösung.